Fimo Anleitungen für wahre Kunstliebhaber

Kartoffeln aus Fimo modellieren - vom Migranten zum Imbissklassiker

Die In­te­gra­ti­on der Kar­tof­fel ist im­mer noch nicht voll­stän­dig ab­ge­schlos­sen. Denn ob­wohl sich das süd­ame­ri­ka­ni­sche Nacht­schat­ten­ge­wächs be­reits im Jah­re 1567 in Mit­tel­eu­ro­pa nie­der­ließ, ist es wei­ter­hin Vor­ur­tei­len aus­ge­setzt. Zum Bei­spiel zähl­te die Kar­tof­fel, be­vor sie zu­sam­men mit spa­ni­schen See­fah­rern den At­lan­tik über­quer­te in den An­den­staa­ten schon lan­ge zu den Grund­nah­rungs­mit­teln.

Po­ta­to slow­ly evol­ved into its cur­rent form in the South Ame­ri­can An­de­an high­lands bet­ween Peru and Bo­li­via. Hu­man sett­lers re­a­ched that part of our world around 15 thousand ye­ars ago, and ma­na­ged to do­me­sti­ca­te wild po­ta­to around 8 mil­len­nia BC.

An­ony­mous: Histo­ry of Po­ta­toes. vegetablefacts.net (05/2017).

Bild von frisch geernteten Kartoffeln aus der Oberpfalz. Aufnahme von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Bis Kar­tof­feln al­ler­dings in den Mä­gen von hung­ri­gen Eu­ro­pä­ern lan­de­ten, ver­gin­gen noch ein­mal fast 200 Jah­re. We­gen ih­rer exo­tisch aus­se­hen­den Blü­ten wur­den die knol­len­för­mi­gen Fremd­lin­ge näm­lich lan­ge Zeit als de­ka­den­te Zier­pflan­zen ver­wen­det. Wäh­rend­des­sen die rei­chen Ade­li­gen ihre bo­ta­ni­schen Gär­ten mit den Kar­tof­fel­pflan­zen auf­hübsch­ten, fürch­te­te das ge­mei­ne Volk die son­der­ba­ren Ein­wan­de­rer auf­grund ih­rer al­ka­lo­id­hal­ti­gen Scha­le. Es ist des­halb kein Wun­der, dass die Kar­tof­fel im Hei­li­gen Rö­mi­schen Reich Deut­scher Na­ti­on schon bald als He­xen­pflan­ze ver­pönt war, wel­che man al­ler­höchs­tens in schlech­ten Zei­ten an das Vieh ver­füt­tern konn­te.

Bis weit ins 18. Jahr­hun­dert hin­ein fand sich die Kar­tof­fel nur als Zier­pflan­ze oder in den Samm­lung von Bo­ta­ni­kern und ab und an als Ku­rio­sum auf der Fest­ta­fel ei­nes über­sät­tig­ten Fürs­ten.

Ar­cuc­ci, Isa­bel­la: Fried­rich II. emp­fiehlt Kar­tof­feln. br.de (05/2017).

Das preu­ßi­sche Volk fand die Kar­tof­fel so­gar so ab­ar­tig, dass es selbst die Dro­hung von Kö­nig Fried­rich Wil­helm I. miss­ach­te­te. Der mäch­ti­ge Kur­fürst woll­te näm­lich je­dem Bau­ern, der sich wei­ger­te Kar­tof­feln an­zu­bau­en, die Nase und die Oh­ren ab­schnei­den las­sen.

Preu­ßens Kö­ni­ge aber woll­ten den Kar­tof­fel­an­bau im gro­ßen Stil. Fried­rich Wil­helm I. droh­te wi­der­spens­ti­gen Bau­ern er wür­de ih­nen Na­sen und Oh­ren ab­schnei­den, wenn sie nicht Kar­tof­feln an­bau­ten.

Freu­den­berg, Sa­bi­ne: 05.04.1757: In Preu­ßen wird der Kar­tof­fel­an­bau vor­ge­schrie­ben. swr.de (PDF) (05/2017).

Picture guide: How to modelling potatoes out of Polymer Clay. Tutorial by Veronika Vetter Bavarian Fine Artist

Ei­nen wei­te­ren In­te­gra­ti­ons­rück­schlag er­litt das gelb­brau­ne Nacht­schat­ten­ge­wächs, als es Fried­rich II. mit­hil­fe des Kar­tof­fel­be­fehls doch noch ge­lang, die Preu­ßen vom Ge­schmack und vom Nut­zen des süd­ame­ri­ka­ni­schen Ge­mü­ses zu über­zeu­gen. Denn lei­der setz­te der Alte Fritz die ei­gent­lich ge­walt­lo­se Kar­tof­fel als Bio­waf­fe ein, in­dem er sei­ne zahl­rei­chen Sol­da­ten da­mit mäs­te­te. So wohl­ge­nährt und ge­sund konn­ten die preu­ßi­schen Lands­knech­te im Sie­ben­jäh­ri­gen Krieg nicht nur vie­le Ge­bie­te er­obern, son­dern auch den Rus­sen und dem Hau­se Habs­burg trot­zen. Ver­är­gert über die Wir­kung der Teu­fels­knol­le wur­den die Preu­ßen vom Feind des­halb nur noch ver­ächt­lich als „Die Kar­tof­feln” be­zeich­net.

Picture of Polymer Clay Potato Minifood. Created by Veronika Vetter (DAoCFrEak) Fine Artist

Vor al­lem Men­schen aus dem Ori­ent ver­wen­den heut­zu­ta­ge noch das Wort „Kar­tof­feln” als Syn­onym für das Volk der Deut­schen. Dies ist ziem­lich dümm­lich, da es da­für kei­ne Grund­la­ge gibt. Preu­ßen setz­te sich im 18. Jahr­hun­dert näm­lich aus Bran­den­burg und dem Groß­teil des heu­ti­gen Po­lens zu­sam­men. Und wie zu Zei­ten Fried­richs des Gro­ßen sind die Po­len auch heu­te noch mit Ab­stand Spit­zen­rei­ter in der Eu­ro­päi­schen Uni­on, was den Kar­tof­fel­ver­zehr an­geht.

Je­der Deut­sche ver­speist im Jahr im Durch­schnitt 57 Ki­lo­gramm Kar­tof­feln [...]. Aber im EU-weiten Ver­gleich ist der Ver­brauch in Deutsch­land eher nied­rig. In Lett­land, Po­len oder Grie­chen­land liegt der je­wei­li­ge pro Kopf­ver­brauch bei über 100 Ki­lo­gramm im Jahr.

Stei­ner, Clau­dia: Der Sie­ges­zug der Teu­fels­knol­le. br.de (05/2017).

Bild von GWS2.de Maskottchen Gustl mit Fimo Kartoffelprodukten von McDonald's. Szenerie angerichtet und angefertigt von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinAuf­grund des­sen, dass die Po­li­tik bei der In­te­gra­ti­on des ein­ge­wan­der­ten Ge­mü­ses ver­sag­te, muss­te die Wis­sen­schaft, die Kunst und das Hand­werk ein­sprin­gen. Die Kar­tof­fel konn­te dar­auf­hin als Bat­te­rie ge­nutzt wer­den, der Kar­tof­fel­druck ent­stand und Kö­che kom­bi­nier­ten die be­kömm­li­chen Knol­len mit ein­hei­mi­schen Ge­rich­ten. Die Ein­glie­de­rung schien in den 1960er Jah­ren ab­ge­schlos­sen, denn von da an gal­ten Erd­äp­fel als vit­amin­rei­ches eu­ro­päi­sches Volks­grund­nah­rungs­mit­tel, wel­ches Jung und Alt glei­cher­ma­ßen schmeck­te.

Für je­des Kind ist Kar­tof­fel­stock eine herr­li­che und leicht ver­dau­li­che Spei­se. Da­bei lässt er sich so gut zu Ber­gen und Tä­lern for­men - mit dem Staubecken für den See.

bau­ern­fil­me: Kar­tof­fel­an­bau ges­tern: Vom Pro­du­zent zum Kon­su­ment (1960). youtube.com (05/2017).

Heut­zu­ta­ge ste­hen Kar­tof­feln nach Reis, Wei­zen und Mais nur noch an vier­ter Stel­le der wich­tigs­ten Grund­nah­rungs­mit­tel. Dies liegt dar­an, dass Kar­tof­fel­spe­zia­li­tä­ten ähn­lich nahr­haft wie Piz­za sind. Wer zu viel da­von ver­zehrt, be­kommt ei­nen Schwab­bel­bauch, was so gar nicht dem heu­ti­gen Schön­heits­ide­al ent­spricht. Au­ßer­dem ha­ben Men­schen, die viel frit­tier­te Kar­tof­fel­er­zeug­nis­se kon­su­mie­ren, ein er­höh­tes Krebs­ri­si­ko.

Bild von Kartoffelimitaten auf einem Holzbrett angerichtet. Dekoration für den Gastronomiebedarf. Bild von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Es ist also wie­der an der Zeit den In­te­gra­ti­ons­pro­zess fort­zu­füh­ren. Aus die­sem Grund habe ich Kar­tof­feln aus Fimo mo­del­liert. Da­mit be­wei­se ich, dass das einst süd­ame­ri­ka­ni­sche Ge­mü­se je­der­zeit ri­si­ko­frei als deut­scher Food­porn ver­wen­det wer­den kann.

Fimo Kartoffeln modellieren - so geht’s

Zum Mo­del­lie­ren der saf­ti­gen Erd­äp­fel ver­wen­de­te ich die Fi­mo­far­ben Weiß (0), Gelb (1) und Trans­pa­rent Weiß (014). Zu­dem nahm ich ein Set Pas­tell­krei­den zur Hil­fe. Als Werk­zeu­ge soll­ten Sie sich au­ßer­dem ein schar­fes Mes­ser, ei­nen Pin­sel und ver­schie­den­ar­ti­ge Dot­ting­tools zu­recht­le­gen. Hin­weis: Das Wich­tigs­te beim Mo­del­lie­ren rea­li­täts­na­her Kar­tof­feln ist das rich­ti­ge Misch­ver­hält­nis der Far­ben.

  • Um den ty­pisch zart­gel­ben Farb­ton ei­ner ge­schäl­ten Kar­tof­fel zu er­hal­ten, misch­te ich 15 Tei­le Fimo Weiß mit 15 Tei­len Trans­pa­rent Weiß und ei­nem Teil Fimo Gelb.

Das Ge­misch form­te ich zu­nächst zu ei­ner gro­ßen Ku­gel, aus der ich mir wie­der­um vie­le un­ter­schied­lich gro­ße Por­tio­nen zu­recht­schnitt. Dar­auf­hin war es ein Leich­tes ver­schie­den­ar­ti­ge ge­schäl­te Fimo Kar­tof­feln mit­hil­fe ei­nes Dot­ting­tools zu mo­del­lie­ren.

Bildcollage mit Anleitungsschritten: Fimo Kartoffel bekommt eine Schale aus Pastellkreide. Bild und Idee von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Im nächs­ten Schritt stell­te ich die Kar­tof­fel­scha­le her. Dazu schab­te ich von gel­ber, ocker­far­be­ner und stroh­gel­ber Pas­tell­krei­de je­weils ein gleich­gro­ßes Häuf­chen ab.

Bild von fünf Fimo Kartoffeln vor dem Backen auf einem HolzbrettDi­rekt im An­schluss gab ich die ab­ge­schab­te Krei­de in eine Schüs­sel, da­mit ich mei­ne drei ko­lo­rier­ten Stäu­be gut mit­ein­an­der ver­mi­schen konn­te. Da­nach leg­te ich eine Fimo Kar­tof­fel nach der an­de­ren in die Schüs­sel und wälz­te jede Kunst­knol­le dar­in so lan­ge, bis die­se kom­plett mit der Pas­tell­krei­de um­hüllt war. Dar­auf­hin nahm ich mit­hil­fe ei­nes Pin­sels wie­der et­was Krei­den­ge­misch vom Kar­tof­fel­teig ab, so­dass da­durch ein le­ben­di­ges gelb­brau­nes Farb­mus­ter ent­stand.

  • Wich­tig: Als Fi­nish schab­te ich au­ßer­dem noch ganz we­nig dun­kel­brau­ne Pas­tell­krei­de mit ei­nem Mes­ser über mei­ne prä­pa­rier­ten Erd­äp­fel­chen.

Be­vor ich die Kar­tof­feln im An­schluss bei 110 Grad Cel­si­us für 10 Mi­nu­ten in den Back­ofen gab, drück­te ich noch klei­ne Mul­den und Ril­len in die Ober­flä­chen ein.

Kleine Triebe auf den Fimo Kartoffelschalen

Mei­ne ap­pe­tit­lich aus­se­hen­den Kar­tof­fe­li­mi­ta­te wur­den et­was zu warm ge­la­gert, wes­halb So­la­nin ent­stand und sich da­durch Trie­be auf der Scha­le ge­bil­det ha­ben.

Bild von keimender KartoffelUm die­sen Na­tur­pro­zess künst­le­risch dar­zu­stel­len, form­te ich mir win­zi­ge Würs­te aus der Fi­mo­far­be Weiß. Die­se klei­nen Par­ti­kel setz­te ich dar­auf­fol­gend ver­ein­zelt auf die Scha­len mei­ner Kartöf­fel­chen. Als Nächs­tes gab ich mei­ne kei­men­den Erd­äp­fel er­neut bei 110 Grad Cel­si­us für 30 Mi­nu­ten in den Back­ofen. Als mir mein Mi­ni­ofen nach Ab­lauf der ein­ge­stell­ten Zeit das Si­gnal gab, muss­te es schnell ge­hen.

Bild vom Schälen einer Kartoffel. Empfehlung vom KochprofiIch woll­te näm­lich, dass ei­ni­ge mei­ner Kunst­kar­tof­feln so aus­se­hen, als hät­te sie mei­ne Oma für ein Kar­tof­fel­pü­ree ge­schält. Aus die­sem Grund nahm ich ei­ni­ge der noch war­men gold­brau­nen Knol­len in die Hand und schab­te die Scha­le mit­hil­fe ei­nes schar­fen Mes­sers ab. Durch die­sen Vor­gang er­hiel­ten man­che mei­ner Fimo Kar­tof­feln au­to­ma­tisch das kan­ti­ge Schnitt­mus­ter, wel­ches nor­ma­ler­wei­se beim Ein­satz ei­nes Spar­schä­lers ent­steht.

  • Tipp: Ich warf die Scha­len na­tür­lich nicht weg, denn da­mit las­sen sich vie­le na­tür­li­che De­ko­sze­ne­rien er­zeu­gen.

Ganz zum Schluss ver­edel­te ich alle mei­ne ge­ba­cke­nen Kar­tof­feln noch mit ei­ner Schicht Fimo Glanz­lack. Hin­weis: Die­ser Schritt ist vor al­lem bei un­ge­schäl­ten Ex­em­pla­ren be­son­ders wich­tig, da da­durch die Krei­de erst rich­tig fi­xiert wird.

Was ist Ihre liebste Kartoffelspezialität?

Bild eines Oberpfälzer Kartoffelackers während der Ernte. Foto von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinWäh­rend des Mo­del­lie­rens der Fimo Kar­tof­feln dach­te ich dar­über nach, was ei­gent­lich mein liebs­tes Kar­tof­fel­ge­richt ist. Da­bei stell­te ich fest, dass ich bis auf Gnoc­chi über­haupt kei­ne Kar­tof­fel­pro­duk­te esse. Das ist wie­der­um wit­zig, da ich ge­bür­tig aus der so­ge­nann­ten Erd­äp­fel­pfalz kom­me. In die­sem Teil Bay­erns gilt auch heu­te noch der fol­gen­de Leit­spruch:

Erd­äpfl in der Froih, mit­tags in der Brö­ih, af d’Nacht in der Heit, Erd­äpfl in Ewich­keit.

Mei­ne Kar­tof­fel­un­lust hängt wohl mit mei­ner Un­ge­duld zu­sam­men. Bis ein Ki­lo­gramm Kar­tof­feln ver­zehr­fer­tig ge­kocht sind, dau­ert es in der Re­gel eine gute Stun­de. Der Kar­tof­fel­ge­nuss er­for­dert dem­entspre­chend kon­se­quen­te Vor­aus­pla­nung, wo­für ich über­haupt nicht ge­schaf­fen bin.

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Mein Name ist Ve­ro­ni­ka Vet­ter und ich bin frei­schaf­fen­de Fine Art Künst­le­rin aus dem Frei­staat Bay­ern. Seit 2012 mo­del­lie­re ich nun schon mit Fimo und möch­te Ih­nen auf die­ser Web­sei­te zei­gen, was sich aus die­sem tol­len Pro­dukt al­les er­schaf­fen lässt. Ne­ben der Kunst lie­be ich das Es­sen, das Le­sen und das Spie­len von fes­seln­den Online-Rollenspielen. Ich freue mich auf Ihre Kom­men­ta­re - trei­ben Sie es bunt!


Kategorie: Bildanleitungen
  • Cornelia Bachstein sagt:

    Hi Vro­ni mei­ne En­ke­lin hat zum Ge­burts­tag ein Pup­pen­haus ge­schenkt be­kom­men. Nur lei­der fehlt es ih­ren Pup­pen im­mer an Le­bens­mit­teln und so ganz ohne Ac­ces­soires zum Spie­len macht es ein­fach kei­nen Spaß. Ein paar Sa­chen wie Glä­ser und Be­steck habe ich schon ge­kauft, aber das Es­sen im Mini-Format woll­te ich ger­ne sel­ber ma­chen. Dei­ne klei­nen Erd­äp­fel­chen sind da ge­nau das rich­ti­ge. Ich habe ihr schon eine ers­te Lie­fe­rung für ihre Pup­pen an­ge­fer­tigt und sie war ein­fach nur sprach­los. Die nächs­te Be­stel­lung für wei­te­re Kar­tof­feln ist be­reits ein­ge­gan­gen - Vie­len Dank für die groß­ar­ti­ge An­lei­tung! Lie­be Grü­ße Cor­ne­lia

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